Mittwoch, 21. Mai 2014

Bau - Zernervung 1

 Einer der bekanntesten mongolischen Poeten und Schriftsteller, B. Lhagvasuren (Б.Лхагвасүрэн), schreibt aktuell auf seiner Facebook-Seite:

Die Mongolen tun
Dinge, welche sie nicht beherrschen.
Sie reden über Sachen, von denen sie nichts verstehen.
Und wenn es jemand besser kann oder weiß als sie, so können sie ihn nicht leiden. 


Was bin ich froh, daß ich mit meiner Meinung nicht alleine bin ................meine Frau hat ihm sofort beigepflichtet und mir den Satz übersetzt.

Denn vor wenigen Wochen hatte ich ja quasi ein Jubiläum:
Inzwischen doch schon drei Jahre in der mongolischen Bauwirtschaft rumgewuselt.

Davon bin ich einige Zeit auch als "Aushängeschild" für die mongolischen Auftraggeber verwendet worden, in Kino und Fernsehen so oft  im Video zu sehen gewesen, daß ich auf der Straße angesprochen wurde.
Und sogar noch heute angesprochen werde, obwohl die Werbespots schon seit einem Jahr nicht mehr laufen.
Quasi ein Popstar des Bauwesens ......

Jaaaa, die Deutschen sind schon gut:
Pünktlich, genau, qualitätsbewußt: Das liebt man an uns.
Und damit kann man auch gutes Geld verdienen beim Verkauf von gebauten Immobilien, jeder Gezahlte Lohn für einen deutschen Spezialisten zahlt sich vielfach aus, wenn der Käufer wissen will, wer am Bau dabei war....und dann gerne mehr zahlt für jeden Quadratmeter.
Jedoch hat das Ganze eine Kehrseite, wie jede Medaille:

Der pünktliche, qualitätsbewußte und genau Deutsche nervt.....
Nämlich weil: Der stört andauernd.!!!!

Und zwar zum Beispiel mit seinem Wahn, Alles so zu machen, wie es Standards und Verarbeitungsrichtlinien vorsehen.
Da kriegt man also erzählt, daß die eigene (fast 25-jährige) Erfahrung mit (deutschen) Knauf-Gips-Karton-Platten völlig danebenliegt.Denn das geht ja alles gaaanz anders, das weiß man eben.
 
Auch das Mischungsverhältnis von Beton ist kein Muß, schon gar nicht die Einhaltung von Verarbeitungstemperaturen.
Das Ergebnis sieht dann nach einem (!!!) Winter so aus:


Oder man baut eine ganz tolle vierspurige Autobahn zwischen Stadt und Flughafen, als Ersatz für die Rüttelpiste, über welche weiland auch Frau Merkel ihre ersten Kilometer quasi Offroad auf dem Weg in die Hauptstadt zurücklegte.
Das Dumme ist nur, daß man mächtig zu tun hat, um auf der halbfertigen Straße allen Schlaglöchern und Absenkungen auszuweichen, die nach nur einem Jahr bereits entstanden sind.
Also am Asphalt kann es nicht liegen, es ist ja kaum welcher verbaut worden ......Dazu folgen irgendwann mal Bilder.

 Und falls sich jemand wundern sollte, was da zwischen den Fensterscheiben im nächsten Bild zu sehen ist:
Das ist das Trockenmittel, welches sich normalerweise unsichtbar in den Abstandshaltern der beiden Scheiben versteckt.
Da man aber billigstes Material verbaut und genau weiß, daß die Scheiben über kurz oder lang sowieso blind und naß werden, baut man halt ein paar Pfund von dem Zeug mehr rein .....

Im 16. Geschuß eines zukünftigen Spitzen-Hotels findet sich diese "perfekt ausgeführte" Schweißnaht an einer billigen chinesischen Glasfassade.  
Der halbwegs kundige Fachmann sieht`s und wendet sich mit Grausen........
Denn diese Unterkonstruktion wird dann später mal hunderte Kilogramm Glaspakete und Belastungen aus Kälte, Hitze, viel Wind und auch ein eventuelles Erdbeben aushalten müssen. Angeblich ein paar Jahrzehnte lang ......

Nun ja, man wird ja demnächst laut Aussage des Premierministers einen neuen Industriezweig im Lande etablieren:
Die Automobil-Industrie soll ein festes Standbein der Entwicklung werden .... wo es doch so wenig Autos auf der Welt gibt ....

So, und jetztden Satz da oben noch mal ganz langsam lesen:
Der Mann weiß genau, von was er spricht.


Ich bleibe am Ball und berichte weiter.

 


1 Kommentar:

  1. ... das gilt wohl nicht nur für die Mongolen ...
    Die Brigade, die meine Moskauer Wohnung ausgebaut hat, sah zum ersten Mal einen Baulaser. Sie hatten 3 Heizkörper, die zur gleichen Zeit von einem Standpunkt aus sichtbar sind, mit 2 cm Höhenunterschied eingebaut- was für sie natürlich eine Höhe war. Als später der Fliesenleger kam, wurde er gewarnt, dass ich einen Laser einsetze. (Ich gab ihm den gleich, damit er nicht ins Pfuschen kommt).
    Als sie abzogen, meinten sie, ich wäre die beste Reklame künftig. Sie könnten jetzt jedem sagen, dass sie schon mal für einen Deutschen gebaut hatten und der zufrieden war ...

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